Ihr Alter?
31 Jahre
Ihr Geburtsort?
Limburg an der Lahn
Ihr Beruf?
Integrationsbeauftragte der Stadt Limburg
Ihre vorherigen beruflichen Stationen?
Koordinatorin für Jugendliche und Mentoren, Kulturwirtin, Verlagskauffrau
Wer oder was anderes hätten Sie gerne sein mögen?
Zeitreisende
Ihr Lieblingshobby?
Ich bin gerne kreativ mit Worten, Bildern und Büchern, aber mag auch Spinning, Salsa und Yoga.
Ihre größte Tugend?
Empathie, Gerechtigkeitssinn und Neugier
Ihr größter Fehler?
Über manche Entscheidungen denke ich öfter nach, weil ich (zu) intensiv betrachte und abwäge.
Welche natürliche Gabe möchten Sie gerne haben?
Ich würde gerne noch mehr Sprachen sprechen können.
Ihr Traum vom Glück?
Ganz je nach Lebenslage: Ein Haus am See, eine Hängematte unter Palmen oder einfach ein Eis am Stiel.
Was wäre das größte Unglück für Sie?
Der Verlust wichtiger Menschen, aber auch meiner Freiheit zu reisen.
Welchen Fehler an anderen Menschen entschuldigen Sie am leichtesten?
Aus Fehlern wird man klug - wenn man sie reflektiert und als Lernchance nutzt.
Welche Charaktereigenschaft schätzen Sie am meisten?
Aufrichtigkeit, Authentizität, Rückgrat
Was gefällt Ihnen besonders gut an der Region Limburg-Weilburg?
Die kurzen Wege, das erholsame Grün und die Limburger Altstadt.
Was missfällt Ihnen an der Region Limburg-Weilburg?
Dass es in Limburg kein kleines Kulturhaus mit Programmkino, Lesungen und Ausstellungen gibt.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
All diejenigen, die den Mut hatten, trotz gegenteiliger Konventionen anders zu denken und mit ihren Handlungen neue Entwicklungen anzustoßen
Ihr Lieblingsschriftsteller?
Es gibt so viele und immer neue Entdeckungen, sei es bei Klassikern, Gegenwartsliteratur, Lateinamerikanischem oder außergewöhnlichen Kinderbüchern.
An welchem großen Projekt arbeiten Sie derzeit beruflich?
u.a. an der Eröffnungsveranstaltung für die Interkulturelle Woche 2017 und daran, in Limburg eine bundesgeförderte "Partnerschaft für Demokratie" auf die Beine zu stellen.
An welchem großen Projekt arbeiten Sie derzeit privat?
Ich richte gerade meine neue Wohnung ein und freue mich darauf, bald meine nächste Reise zu planen.
Ihr Motto?
...
Wie würden Sie die bisherige Arbeit zur Integration von Flüchtlingen in der Region bewerten? Was ist gut gelaufen, was weniger gut? Welche Schwerpunkte sind jetzt und in Zukunft wichtig? Wie muss sich die Flüchtlingsarbeit eventuell verändern?
Als im Juli 2015 eine Erstaufnahmeeinrichtung eröffnet wurde, ist die anfängliche Skepsis der Bevölkerung sehr schnell einer euphorischen Unterstützungsbereitschaft gewichen. In vielen Stadtteilen entstanden darüber hinaus Helferkreise, die Geflüchtete im Alltag begleiten, Sprach- und Begegnungsangebote schufen oder Ausflüge organisierten. Die Behörden und hauptamtlichen Einrichtungen leisteten einen Kraftakt, um die Ausnahmesituation zu bewältigen. Und verglichen mit dem Engagement manch anderer Länder gelang das nicht schlecht.
Zwei Jahre später ist die Anfangseuphorie verflogen. Komplexe Bürokratie, lange Wartezeiten und die angespannte Situation am Wohnungsmarkt sind nur einige der Herausforderungen. Der Spracherwerb gestaltet sich häufig zeitintensiver als erwartet, nicht alle Zugewanderten erfüllen die Erwartungen als Fachkräfte von morgen. Aber die Schwierigkeiten gibt es auch schon im Kleinen, z.B. dabei, mit Fremden auf der Straße oder im Stadtteil einfach mal ins Gespräch zu kommen. Doch trotz manch unbequemer Erfahrungen arbeiten Viele weiter daran, dass aus einem Willkommen ein Ankommen werden kann.
Wir dürfen nicht vergessen, dass das Thema Einwanderung in Deutschland kein neues Phänomen ist und in Deutschland aktuell gerade ein Prozent der Menschen leben, die weltweit auf der Flucht sind. Und wir müssen uns im Klaren sein, dass wir trotz etwaigen Unmuts über Bundes- oder Landesregelungen gewisse Dinge im Lokalen nicht verändern können. Woran wir arbeiten können, ist das Miteinander vor Ort. Limburg ist vielfältiger als viele denken. So leben hier Menschen aus über 120 Nationen. Der Anteil an Ausländern und Doppelstaatlern beträgt ca. 30 Prozent, in der Altersspanne der Untersechsjährigen über 50%. Menschen mit Migrationshintergrund sind dabei noch nicht eingerechnet. Zusätzlich ist Limburg als Schul- und Behördenstandort mit seiner guten verkehrstechnischen Anbindung ein beliebter Treffpunkt in der Region.
Wichtig ist, dass es langfristig keine Sonderstrukturen für Flüchtlinge gibt, sondern es der Gesellschaft gelingt, sie in ihre Regelsysteme aufzunehmen. Meine Arbeit ist daher auch nicht rein auf Flüchtlinge ausgerichtet, sondern soll Migranten allgemein in den Blick nehmen. Menschen mit Migrationshintergrund sind aber nicht pauschal als Problemlage zu stigmatisieren. Integration ist eine langwierige und komplexe Querschnittsaufgabe, die nicht von einer Einzelperson zu lösen ist, sondern Mitstreiter auf allen Ebenen und in allen Einrichtungen braucht. Behörden und Unternehmen sind genauso gefragt wie Vereine und Migrantenorganisationen sowie Klassenkameraden und Nachbarn. Integration setzt Offenheit und Lernbereitschaft der Aufnahmegesellschaft voraus, aber ganz genauso die Pflicht der Zugewanderten, sich um Eingliederung zu bemühen, Grundrechte und Werte zu respektieren und die deutsche Sprache zu lernen.
Kurzum: Integration geht alle an. Und sie braucht vor allem eines: Geduld und Gelassenheit. Ich persönlich durfte während meiner längeren Auslandsaufenthalte in Argentinien und Vietnam jedenfalls die Erfahrung machen, dass interkultureller Austausch äußerst horizonterweiternd sein kann und die Angst gegenüber Neuem vielleicht ein natürlicher Reflex, aber meist kein konstruktiver Ratgeber ist.