Feickert-Bau: Auf Büffeljagd mit High-Tech

Unternehmen: Walter Feickert GmbH | Datum: 30.05.2018


„Wir machen einige Dinge anders als andere Unternehmen, und offenbar funktioniert das ganz gut“, sagt Ragnar Feickert. Dass im Bauunternehmen Feickert einige Dinge ganz speziell sind, merken Besucher in der Firmenzentrale in Gaudernbach schnell. Überall begegnen ihnen Indianer: In den Comics, die in der Wartezone ausliegen, auf den Bildern an den Wänden und in der Dokumentation der Betriebsfeste, bei denen Führungskräfte als Häuptlinge im Federschmuck erscheinen. Aber mit dem durchgängigen Indianermotiv erschöpfen sich die Besonderheiten des Familienunternehmens nicht. Gemeinsam erklären die Brüder Feickert, Ragnar und Hauke: „Der soziale Zusammenhalt, den wir bei Feickert suchen, ist ein wichtiger Aspekt. Und dazu gehört, dass 10% des Unternehmensgewinns vor Steuern als Gewinnbeteiligung an die Mitarbeiter ausgezahlt wird.“ Ein weiterer Aspekt ist das hohe Niveau der technischen Ausstattung: „Uns macht es einfach Spaß innovative Verfahren und moderne Geräte einzusetzen. Das macht die Arbeit leichter und erhöht unsere Leistungsfähigkeit.“
Eine Besonderheit ist aber auch, dass dem einstigen kleinen Baubetrieb der ganz große Wachstumssprung gelungen ist. Heute ist er ein deutschlandweit und in Luxemburg aktives Unternehmen mit rund 360 Mitarbeitern. Los ging es 1947. Damals bekam der junge Bauingenieur Walter Feickert von seinem Schwiegervater, dem Landwirt Hermann Stoll, eine Anschubfinanzierung, mit der er die ersten Werkzeuge kaufte. Damals war beim Wiederaufbau der zerstörten Städte und Bahnlinien in der Region viel zu tun. Auch die stationierten US-Truppen waren gute Auftraggeber. Entsprechend lag der Schwerpunkt damals noch im Hochbau.

Starke Frauen retten das Unternehmen

Walter Feickert starb schon 1963 mit nur 51 Jahren. Mit einem Mal war die wirtschaftliche Zukunft ungewiss. „Da überlegten sich schon einzelne Leute, wohin sie gehen und welche Maschine sie mitnehmen wollten“, berichtet Hauke Feickert aus alten Erzählungen. Doch auch dies war ein ungewöhnlicher Moment in der Firmengeschichte: Walter Feickerts Witwe Ottilie übernahm zusammen mit ihrer Tochter Margit die Geschäftsführung, und das zu einer Zeit, in der Frauen in dieser Position und dieser Branchen noch die absolute Ausnahme waren. 1971 war Rudolf Feickert, der jüngste Sohn von Walter und Ottilie, alt genug und mit dem Studium als Bauingenieur fertig, so dass er an die Spitze des Unternehmens aufrückte.

Der neue Chef setzte neue Schwerpunkte. Den Hochbau wandelte er in den Stahlbetonbau um und konzentrierte Know-How und technische Ausrüstung auf Tiefbau und Spezialtiefbau. Dahinter verbergen sich vor allem die Leitungen für Erschließungs- und Infrastrukturprojekte, mitsamt Kläranlagen, Wasserbehältern, Pumpenstationen sowie Kanal- und Wasserleitungen. Der Spezialtiefbau ist immer dann gefragt, wenn es besonders tief in die Erde geht: bei den Baugruben und Tiefgaragen von Büro- und Wohnprojekten bis hin zu Hochhäusern werden Verbau- und Gründungsarbeiten nötig - und das alles auch im Grundwasser bei schwierigsten Bodenverhältnissen oder bei naher Umgebungsbebauung.

In den folgenden Jahren erwies sich diese Strategie als goldrichtig. In immer weiteren Teilen des Bundesgebiets mischte die Fachfirma aus Gaudernbach mit, wenn anspruchsvolle Tiefbauarbeiten zu vergeben waren. Im Spezialtiefbau etablierte Feickert sich als Dienstleister für Hoch- und Industriebauunternehmen. In der eigenen Konstruktions- und Statik-Abteilung werden die notwendigen Untersuchungen vorgenommen, Statiken und Pläne erstellt.

Die deutsche Wiedervereinigung begriff Rudolf Feickert als große Chance, denn schließlich standen in der ehemaligen DDR erhebliche Investitionen in den Baubestand bevor. Den ersten Kontakt in den unbekannten Osten stellte der Bürgermeister a.D. von Kronberg im Taunus her, das bereits vor der Wende eine der seltenen deutsch-deutschen Städtepartnerschaften pflegte. Der ehemalige Rathauschef vermittelte Rudolf Feickert als Berater an das Unternehmen Selke-Bau in Ermsleben am Harz (Sachsen-Anhalt), das sich im neuen Wirtschaftssystem zurechtfinden musste.
1991 engagierte sich die Firmengruppe Feickert direkt und übernahm mehrheitlich den Betrieb. „Allerdings haben wir dann mit voller Härte gemerkt, wie schwierig der Systemwechsel war“, berichtet Hauke Feickert. Die nötige Spezialisierung von Selke, das vor der Wende praktische alles von Klempnerarbeiten bis zu großen Hochbauprojekten bearbeitete, ging mit erheblichen Auseinandersetzungen und dem Verlust von Arbeitsplätzen einher. 1993 unternahm Feickert Bau parallel einen weiteren Anlauf am Markt in den neuen Bundesländern mit einer kompletten Neugründung in Witzleben (Thüringen), die mit deutlich weniger Reibungen ablief: Aus dem hessischen Stammsitz ging Rainer Druck als Geschäftsführer ins benachbarte Bundesland und baute die Firma zu einem leistungsstarken Tiefbauer aus.

In ganz Deutschland und Luxemburg aktiv

Nachdem der Bauboom in den neuen Bundesländern um das Jahr 2000 herum abgeflaut war, bildete sich die heutige Struktur heraus: Das Unternehmen Rudolf Feickert betreut von Sachsen-Anhalt aus ganz Norddeutschland bis nach Nordrhein-Westfalen. Die Gesellschaft Reinhard Feickert in Thüringen ist für den Süden zuständig. Die Firma Walter Feickert in Gaudernbach bleibt auf das angestammte Arbeitsgebiet in Hessen sowie angrenzende Regionen konzentriert und ist die Zentrale für den bundesweiten Spezialtiefbau. Die 2007 gegründete Gesellschaft Feilux in Luxemburg erschließt den dortigen, durch große Bauprojekte gekennzeichneten, sehr interessanten Markt. Außerdem besteht mit Fega noch ein Metallbauunternehmen, das allerdings verglichen mit dem Tiefbau nur eine kleine Bedeutung hat. 2015 ist mit Ragnar Feickert ein Vertreter der dritten Generation neben seinem und Hauke Feickerts Vater Rudolf in die Geschäftsführung eingestiegen. Sein Bruder Hauke wird derzeit in die kaufmännische Geschäftsführung eingearbeitet.

„Wir sind heute viel mobiler geworden als früher. Es gibt viele Tages- und Wocheneinsätze über weite Entfernungen“, vergleicht Ragnar Feickert den Unternehmensalltag mit der Vergangenheit. Durch das beträchtliche Wachstum ist auch der Umsatz gewachsen. Er beträgt heute über 70 Mio. Euro im Jahr für die gesamte Firmengruppe. Auf diese Zahlen will das Unternehmen weiter aufbauen. „Insbesondere im Spezialtiefbau besteht noch ein hohes Potenzial“ sagt Ragnar Feickert. Schließlich braucht es dafür Maschinen und Know-How, das nicht alle Mitbewerber aufbringen können. Der Maschinenpark soll in den kommenden Jahren noch umfangreicher und leistungsfähiger werden. Diese Strategie bringt aber auch ihre Herausforderungen mit sich. Die Spezialgeräte und der Wissenstransfer machen ein hohes Investment nötig.

Moderne Arbeitsplätze mit Chancen für den Aufstieg

Für die anspruchsvolle Technik und für ein wachsendes Auftragsvolumen braucht man entsprechende Fachkräfte. Das ist auch für Feickert-Bau, wie in vielen anderen Unternehmen, eine besondere Herausforderung in heutigen Zeiten des Fachkräftemangels. Ragnar und Hauke Feickert sind in dieser Hinsicht jedoch guter Dinge und vertrauen auf die attraktiven Arbeitsbedingungen: „Wir sind für einen Baubetrieb mit technischen Geräten und EDV sehr gut ausgestattet: Das ist Handwerkszeug, mit dem es sich gut arbeiten lässt.“ Außerdem steht auf mehreren Ebenen ein Generationswechsel bevor. Einige Leitende aus der Geschäftsführung, dem Kreis der Abteilungsleiter sowie der Poliere werden in nächster Zeit in den Ruhestand gehen und damit Aufstiegspositionen freimachen.
Vor allem aber setzt die Firmengruppe auf ihre spezielle Unternehmenskultur, um Mitarbeiter von sich zu überzeugen. Und da kommen die Indianer ins Spiel. „Schon in den 70er Jahren war meinem Vater klar, dass wir begleitend zum Wachstum etwas dafür tun müssen, damit wir die Verbundenheit eines Familienbetriebs bewahren, die Leute sich wohlfühlen und sich nicht wie eine anonyme Nummer in einem Großbetrieb vorkommen“, sagt Hauke Feickert. Und wieder wählte sein Vater einen ungewöhnlichen Ansatz, insbesondere für die Baubranche und für die damalige Zeit: Er holte eine Runde aus dem gesamten Betrieb zusammen, der Ideen für den Zusammenhalt der Firma entwickeln sollte. Heute würde man so etwas wohl als Entwicklung einer „Corporate Identity“ bezeichnen.
Nach einigem Nachdenken stellte sich heraus, dass die Karl-May-Begeisterung, die Rudolf Feickert seit Jugendjahren pflegte, einen guten Ansatzpunkt bildete und die amerikanischen Ureinwohnern ein hervorragendes Leitbild für ein Unternehmen abgeben. Schließlich geht es um den Zusammenhalt, den sozialen Ausgleich und das Miteinander in der Firmengruppe, vergleichbar mit einem Indianerstamm. Außerdem sorgt das unerwartete Motiv des Indianers für eine ganz spezielle Identifikation der Mitarbeiter sowie für einen Wiedererkennungseffekt bei potenziellen Kunden. Seniorchef Rudolf Feickert formuliert sein Verständnis des Feickert-Stammes so: „Wie in einer Familie sind hier alle Mitglieder wichtig. Sie teilen gemeinsame Werte und sind immer auf Wanderschaft und 'Büffeljagd'. Das finde ich sehr passend und immer aufs Neue inspirierend.“ Und so wurden Friedenspfeifen geraucht, Kriegsbeile begraben und die Feickert-Belegschaft feiert alle zwei Jahre ihre Indianerkirmes - alles eben etwas anders als bei anderen Baufirmen.

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