Erst die großflächigen Filialisten auf der grünen Wiese am Rand der Städte, dann seit rund zehn Jahren der Durchbruch des Onlinehandels: Die eingesessenen Einzelhändler stehen vor großen Herausforderungen. Der CityRing, die Werbegemeinschaft der Händler, Gastronomen und Dienstleister in der Limburger Innenstadt, hat sich entschlossen, diese Herausforderung anzunehmen und ihr aktiv zu begegnen. „Vor allem den Umgang mit der Digitalisierung und das Nutzen der Chancen, die sie bietet, sehen wir als eine unserer Hauptaufgaben“, sagt Horst O. Hoppe, der seit Anfang 2020 Vorsitzender des als Verein organisierten CityRings ist. Seiner Meinung nach dürfen sich die ortsgebundenen Händler keinesfalls darauf zurückziehen, das Internet nur als Bedrohung anzusehen.
Besonders hat sich Dr. Simone Spranz, gemeinsam mit Reinhard Vohl Zweite Vorsitzende des CityRings, dem Thema Digitalisierung angenommen. Unter ihrer Regie ist der Verein selbst in den vergangenen Monaten viel stärker auf Social Media aktiv geworden. „Aber wir wollen die Möglichkeiten der Digitalisierung natürlich in erster Linie unseren Mitgliedern näher bringen, damit sie ihr Geschäft damit weiterentwickeln können“, betont Simone Spranz.
Einige sind schon weit beim modernen Marketing
Da könnten die Mitglieder, zu denen neben Einzelhändlern, schon eine Menge voneinander lernen, wenn sie den Austausch in ihren Reihen intensivieren. „Es gibt schon viele Unternehmen in Limburg, die gerade im Marketing schon sehr kreativ und professionell Social Media nutzen, um Kunden immer wieder auf sich aufmerksam zu machen“, berichtet Spranz. Besonders freue sie, dass zunehmend Mitglieder auf diesem Feld kooperieren, gegenseitig auf ihre Angebote und Dienstleistungen hinweisen und sich dabei nicht als Konkurrenten verstehen, sondern als Partner.
Aber auch externes Fachwissen will der CityRing verstärkt nach Limburg holen. Dazu fand bereits ein erstes Seminar zur Sichtbarkeit im Netz mit dem Handelsverband Hessen im Rahmen von dessen Projekt „handel.digital“ und gefördert über das Landesprogramm „Strategie digitales Hessen“ statt. „Die Beteiligung unter unseren Mitgliedern und die Rückmeldung der Teilnehmer waren sehr positiv“, bilanziert Hoppe zufrieden. Vertiefungen und Fortsetzungen zu anderen Themenfeldern seien geplant, der genaue Zeitplan sei derzeit aber wegen Corona unklar.
„Man muss nicht unbedingt im Netz verkaufen, aber man muss in jedem Fall dort sichtbar sein“, sagt Simone Spranz. Allerdings könne es für einige kleine und mittelständische Händler sinnvoll sein, auch den Vertrieb von Produkten zum Teil online abzuwickeln. „Ob und in welcher Form eine digitale Filiale sinnvoll ist, muss jedes Unternehmen für sein Geschäftsmodell einzeln entscheiden“, betont sie.
Stadtmarketing größer denken
Die Digitalisierung ist auch für den neuen CityRing-Vorstand bei weitem nicht das einzige Thema. Die Beteiligung an den verkaufsoffenen Sonntagen, die Organisation der Geschenkgutscheine und gemeinsame Werbeaktionen bleiben wichtige Arbeitsfelder. Eine weitere große Baustelle ist das Stadtmarketing. Dazu laufen auf Einladung der Stadt Limburg Gespräche, in die der CityRing sowie andere Interessengruppen und Unternehmen aus dem gesamten Stadtgebiet eingebunden sind. „Da sind auch Industrie und Handwerk Gesprächspartner“, sagt Hoppe. Schließlich profitierten auch diese Unternehmen bei der Mitarbeitergewinnung von einer Stadt Limburg, die sich attraktiv darstelle.
Bisher finde diese Arbeit zu wenig aus einem Guss statt. Vielmehr sei das Stadtmarketing eher ein Nebenprodukt verschiedener Akteure und Aktivitäten. Noch existiert keine ausgearbeitete Strategie dazu, wie der CityRing und seine Gesprächspartner sich bessere Strukturen beispielsweise in der Stadtverwaltung vorstellen oder ob etwa eine eigene Marketinggesellschaft sinnvoll ist, wie sie andere Kommunen gegründet haben. Aber der Austausch darüber ist nach Ansicht von Hoppe und Spranz ein wichtiger erster Schritt. „Uns ist wichtig, dass ein neues Konzept für das Stadtmarketing unter Leitung der Stadt vorangetrieben wird und wir uns als CityRing dabei mit engagieren“, sagt Simone Spranz.
Derzeit muss der CityRing sich auch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auseinandersetzen. Nach Hoppes Kenntnisstand kommen die meisten Unternehmen bislang einigermaßen mit der schwierigen Lage klar. Zwei oder drei Schließung in der Gastronomie seien zu verzeichnen, allerdings handele es sich dabei offenbar um Unternehmen, die bereits vor Corona nicht die erwarteten Umsätze erzielt hätten. „Von der Landesregierung sind wir allerdings sehr enttäuscht, was ihr Umfallen bei der eigentlich in Aussicht gestellten Sonntagsöffnung betrifft“, kritisiert Spranz.
Mehr Einfluss durch mehr Mitglieder
Nicht zuletzt sieht der CityRing sich auch als Ansprechpartner, der die Interessen von Handel, Gastronomie und Dienstleistern gegenüber der Politik vertritt, beispielsweise wenn es um die häufig diskutierten Parkplätze geht. Auch deshalb will der Vorstand weiter aktiv um neue Mitglieder werben. Rund zwei Drittel der Unternehmen der Innenstadt, die dafür in Frage kommen, sind bereits im Verein. „Aber es gibt insbesondere unter den Filialisten auch einige Trittbrettfahrer, die mit von dem profitieren, was wir organisieren, sich aber nicht einbringen“, bemängelt Vorsitzender Hoppe. Letztlich werde der CityRing aber mit jedem neuen Mitglied schlagkräftiger, um die Interessen aller zu vertreten.
Bildquelle: one more picture für die Stadt Limburg