Mit einem Branntweinausschank und einem Dach über dem Kopf für Fuhrmänner fing alles an. Heute ist daraus ein Hotel- und Gastronomieverbund mit rund zehn Niederlassungen geworden, der im Jahr 2019 rund 415.000 Menschen auf die eine oder andere Art bewirtet hat. Das Zentrum für das alles bleibt aber das Hotel "Zur Krone" in Löhnberg, und das seit fast 200 Jahren.
"1831 war das ein herrschaftlicher Gutshof mit dem Recht, Schnaps zu brennen und auch auszuschenken", berichtet Hedmar Schlosser, der in der achten Generation das Hotellerie- und Gastronomieunternehmen führt. Später, als die Eisenbahn durchs Lahntal fuhr, kamen einfache Gästeräume für Kutscher dazu, die Tonfuhren aus dem Westerwald zur Verladung an die Bahn brachten. Als klassischer Landgasthof bestand die "Krone" rund 100 Jahre lang weiter. Als 1963 die Schnapsbrennerei aufgegeben wurde und Hedmar Schlossers Mutter mit ihrem Mann Dieter in den Betrieb eintrat, brach eine neue Ära an. Zugleich hatte sich der Geschmack verändert. Neben deutscher Hausmannskost verlangten die Gäste neue Gerichte wie Toast Hawaii, Schnitzel oder Rinderfilet Melba. Der Landgasthof passte sich an und nahm ebenfalls von 1963 an Auszubildende auf. 1971 folgte die erste große Erweiterung um acht Fremdenzimmer, entsprechend dem damaligen Standard mit Dusche und WC auf dem Flur.
Durchbruch mit den Stars der 70er-Jahre
"Es klingt etwas makaber, aber ein Durchbruch für uns war, als 1972 in Weilburg das Schloss zum Teil abbrannte und mit ihm das Schlosshotel", sagt Hedmar Schlosser. Das hatte zur Folge, dass die Weilburger Theatergemeinde Schauspieler während Gastspielen in der Krone unterbrachte. Darunter waren Stars dieser Tage, wie Heidi Kabel, Horst Janson oder Gunther Philipp. Sie brachten dem Haus zusätzliche Popularität. Das nächste große Projekt für Hedmar Schlossers Eltern war es, ihm und seiner ein Jahr älteren Schwester Silke eine solide Ausbildung zukommen zu lassen. Silke Schlosser lernte im Hotel Barreis in Bayersbronn, einem der bundesweit führenden Häuser. Heute leitet sie ein Romantik-Hotel auf der Schwäbischen Alb, das seit 25 Jahren einen Michelin-Stern hat.
Hedmar Schlosser bewarb sich mit 15 Jahren als Koch im Hotel Intercontinental in Frankfurt. "Damals gab es 660 Bewerber für fünf Ausbildungsplätzen und dann 216 D-Mark Ausbildungsvergütung im Monat", erinnert er sich. Es folgten Stationen im Spitzenrestaurant "Ente" im Nassauer Hof in Wiesbaden, der Wehrdienst als Koch bei der Bundeswehr und zwei Jahre im Studiengang Hotelfachwirt an der Hotelfachschule Heidelberg. Dort erwarb Schlosser nicht nur Fachwissen, sondern bekam auch Zugang zum Netzwerk der "Heidelberger", die weltweit in vielen Tophotels vertreten sind. Schließlich wurde der populäre Fernsehkoch Max Inzinger sein Mentor und mit ihm erlebte Hedmar Schlosser das glamouröse Geschäft der internationalen Spitzengastronomie. Im Jahr 1992 war er insgesamt rund 150 Tage lang in der ganzen Welt unterwegs. Stationen waren unter anderem die olympischen Spiele in Albertville und Barcelona, die Eishockey-WM in Prag und die Fußball-EM in Göteborg.
Von der internationalen Top-Gastronomie zurück nach Löhnberg
Dann kam 1994 der Wechsel zurück in das kleine Löhnberg. "Die Sternegastronomie ist von der Qualität und von der Professionalität her top, aber viel davon wird auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen", erklärt Schlosser seinen damaligen Entschluss. In dieser Zeit waren für ihn Monate mit 300 Arbeitsstunden eine eher lockere Phase. Das wollte er nicht länger mitmachen, zumal er inzwischen verheiratet war und zwei Kinder hatte. Was er in den Spitzenbetrieben gelernt hatte und den Ehrgeiz, ohne den es in diesem Umfeld nicht geht, brachte Hedmar Schlosser mit in die "Krone". Bis heute hat er diesen Wechsel nicht bereut. Ihn motiviert, dass in einem kleinen, eigenen Betrieb die Erfolge schnell sichtbar werden.
Am Stammhaus fallen diese Erfolge tatsächlich sofort ins Auge. Das Hotel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten im Löhnberger Ortskern erheblich erweitert. Inzwischen verfügt der Gebäudekomplex über 126 abgeschlossene Räume auf fünf Etagen, darunter sieben Gesellschafts- und drei Tagungsräume. Das Haus ist breit aufgestellt, von Geschäftsreisenden über Lahntouristen bis zu Tagungsteilenhmern und Gästen von Familienfeiern.
Dass Hedmar Schlosser nicht allein am Standort Löhnberg blieb, ergab sich durch einen Cateringauftrag für den Lionsball in Limburg. Damit hatte er sich in der Kreisstadt einen guten Ruf geschaffen und kam 1998 zum Zug, als die Gastronomie in der Stadthalle mit dem dortigen Restaurant Georgs neu vergeben wurde. Das Engagement an so populärer Stelle erhöhte den Bekanntheitsgrad des Unternehmens.
Der Gastro-Verbund ist das Erfolgsgeheimnis
Neben weiteren Standorten kam 2007 die Villa Konthor in Limburg dazu. "Die Villa war fast von Anfang an eine der besten Whisky-Adressen in Deutschland und läuft inzwischen bei der Bekanntheit der "Krone" fast schon den Rang ab", sagt Hedmar Schlosser. Er ist voll des Lobes für Robin Pitz, der als Wirt in der Villa Konthor das Thema Whisky mit großem Fachwissen und viel Engagement vertritt. Hervorragende Kontakte nach Schottland und inzwischen 64 Eigenmarken des Hauses sind die Frucht dieser Arbeit.
Verschiedene Engagements im Limburger Einkaufszentrum Werkstadt, unter anderem mit einem Public Viewing zur Fußball-WM 2010 mit 6000 Besuchern, die Gastronomie im Weilburger Schloss, die Limburger Traditionskneipe "Batzewert", zwei Bowlingbahnen, das Hotel Garni "Residenz23" und der Kantinenbetrieb im Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg: Die Firmengruppe um das Hotel "Zur Krone" ist sehr vielfältig geworden. Neu ist 2019 in Zusammenarbeit mit dem Gastronomenehepaar Fischer der Feldberghof auf dem Großen Feldberg im Taunus dazu gekommen, am höchsten Punkt der Rhein-Main-Region.
Das Zusammenwirken der Geschäftszweige macht den Erfolg des Unternehmens aus. So lassen sich Veranstaltungspakete für verschiedene Zielgruppen schnüren, bei denen beispielsweise eine Whisky-Verkostung, eine Tour zum Feldberg und ein Besuch im Schloss Weilburg zusammen passen. "Alleine das Hotel "Zur Krone" bietet rund 40 Arrangements an", sagt Hedmar Schlosser. Anders sei ein Haus dieser Größe in einem relativ kleinen Ort wie Löhnberg überhaupt nicht lebensfähig. Wichtig ist ihm, dass der Gastro- und Hotelverbund immer als solcher wahrgenommen wird und gemeinsam agiert. Das muss auf den Webseiten der einzelnen Häuser erkennbar sein, vor allem aber müssen die Mitarbeiter diesen vernetzten Ansatz mittragen.
Corona stößt auch neue Entwicklungen an
Wie die gesamte Gastrobranche sind auch die "Krone" und ihre Verbundpartner hart von der Corona-Krise getroffen. Hedmar Schlosser geht für das Jahr 2020 von rund drei Millionen Euro Umsatzverlust aus. Er musste viele Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, hat der Belegschaft aber garantiert, dass bis zum Jahresende niemand wegen Corona seine Stelle verlieren wird. Entmutigen lässt er sich nicht, auch wenn er sich in der Krise mehr Wertschätzung von Politik und Öffentlichkeit für die Menschen in Hotellerie und Gastronomie wünschen würde. "Wir müssen in dieser Lage improvisieren und haben das auch geschafft", sagt er. Die "Krone" kann mit ihren vielen Sälen und dem großen Biergarten die Hygienevorschriften gut erfüllen. "Wir haben den Biergarten bis an die Straße erweitert und damit sogar eine Gästegruppe wieder neu gewonnen", berichtet Schlosser. "Von den Löhnbergern kommen wieder mehr einfach abends vorbei, weil der Biergarten für Passanten besser sichtbar ist." Die Villa Konthor hat ein Whisky-Tasting im Internet mit per Paket zugeschickten Proben entwickelt. Dieses Angebot, das nach Hedmar Schlossers Kenntnisstand zumindest in Deutschland einzigartig ist, sei noch besser angekommen als erwartet.
Viele Gäste wissen außerdem zu schätzen, dass in dem Gastronomieverbund Profis am Werk sind, die die Hygieneregeln sehr genau kennen und einhalten, so dass Familienfeiern, Konzerte oder Events sicher für alle Teilnehmer über die Bühne gehen. Für Hedmar Schlosser gilt auch in Zeiten von Corona: "Stillstand ist Rückschritt." Also geht es weiter voran mit seinen Hotel- und Gastronomiebetrieben. Denn schließlich ist auch die neunte Generation schon im Unternehmen aktiv.