Gegessen und getrunken wird immer: Dieser ewige Grundsatz hat den Bäckern und Fleischern im Landkreis Limburg-Weilburg auch gut durch die Corona-Krise geholfen - zumindest bisher. "Das klassische Bäckereigeschäft mit Ladenverkauf hat fast überhaupt keine Probleme mit Corona", sagt Peter Krekel, der Innungsobermeister der Bäckerinnung in der Region. Zum Glück seien auch die Kunden diszipliniert und geduldig, was Betretungsbeschränkungen in den Ladenlokalen betrifft. Der Verkauf habe sogar etwas zugenommen, weil im Homeoffice und mit dem weitgehenden Ausfall der Gastronomie wieder mehr zu hause gegessen wird.
Das bestätigt auch Dietmar Laux als Innungsobermeister der Fleischer. Es werde etwas mehr Fleisch und Wurst abgesetzt, weil die Menschen häufiger zu hause kochen und gemeinsam frühstücken. "Der Aufbau von Plexiglaswänden an der Theke war natürlich etwas Aufwand. Aber man hat sich daran gewöhnt, und manche Kollegen wollen das für mehr Hygiene auch nach Corona so lassen", berichtet Laux. Auch er lobt die Disziplin der Kunden beim Einhalten der Corona-Vorgaben.
Café und Catering leiden
Feierstimmung herrscht im handwerklichen Lebensmittelgewerbe trotzdem nicht. "Wer einen großen Anteil von Gastronomie und viele Café-Gästeplätze in der Bäckerei hat, der leidet natürlich unter dem Lockdown", berichtet Krekel. Da hätten in einigen Betrieben auch Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden müssen. Dazu komme, dass das Geschäft mit Kuchen und Torten für Familienfeiern weggefallen sei. Manche Bäcker beliefern in normalen Zeiten auch externe Cafés, Restaurants oder Hotels mit größeren Mengen von Backwaren. Dieses Geschäft ist weggebrochen. Peter Krekel ist selbst davon betroffen, denn einer seiner Stammkunden ist das Pfadfinderzentrum in Westernohe, wo in den vergangenen Monaten kaum noch Freizeiten und Weiterbildungen stattfanden.
Bei den Metzgern ist es das Catering-Geschäft, das schwere Corona-Einbrüche erleidet. "Manche Kollegen haben sich in den letzten Jahren ganz darauf konzentriert, komplette Menüs zu privaten Feiern oder geschäftlichen Anlässen zu liefern. Die bewirtschaften zum Teil überhaupt kein Ladenlokal mehr", sagt Dietmar Laux. Dort habe Corona stark eingeschlagen. Mehrere solche Betriebe hätten Mitarbeiter entlassen müssen, weil die Arbeit höchstens noch für die Inhaberfamilie selbst reicht.
Wertschätzung für lokales Handwerk wächst
In ihrer Existenz sind die kleineren handwerklichen Bäcker und Metzger aber nicht bedroht, zeigen sich die beiden Innungsobermeister überzeugt. Peter Krekel schätzt den Umsatzrückgang für sie auf bis zu acht Prozent. Das könne ein wirtschaftlich gesunder Betrieb überstehen. Auch die Metzger verfügen mehrheitlich über ausreichend Rücklagen, um die schwierigen Zeiten zu überstehen, soweit Dietmar Laux es überblickt.
Als positiven Effekt stellen die beiden Innungsobermeister eine gestiegene Wertschätzung fest. Das habe bei den Fleischern schon mit dem Skandal um die nordhessische Großmetzgerei Wilke eingesetzt und habe sich mit der wachsenden Kritik an den Arbeitsverhältnissen in industriellen Großschlachtereien verstärkt. Solche Nachrichten steigerten die Wertschätzung für die heimische Produktion. Die Bäcker punkten vor allem mit den Lieferfahrten in die kleineren Dörfer. "Da sind die Kunden jetzt noch einmal zusätzlich dankbar, weil sie nicht in den Supermarkt fahren und dort vielen Menschen begegnen müssen", sagt Peter Krekel.