So schlimm wie die Gastronomie, das Friseurhandwerk oder die Veranstaltungsbranche hat die Corona-Krise das KFZ-Handwerk nicht erwischt. "Aber auch unsere Mitgliedsbetriebe spüren die wirtschaftlichen Folgen deutlich", sagt Heinz Erlemann, als Innungsobermeister Sprecher der Kfz-Betriebe im Landkreis.
Neuwagenmarkt ist stark eingebrochen
Vor allem ist der Absatz von Neuwagen im vergangenen Jahr erheblich zurückgegangen. Auf rund 25% schätzt Erlemann den Umsatzeinbruch, je nach Marke und Fahrzeugklasse etwas mehr oder weniger. Und der andauernde Corona Lockdown macht dem Automobilhandel weiter das Leben schwer. "Es wird immer schwieriger Aufträge zu generieren. Der Start in das neue Autojahr verlief bisher leider schlecht", berichtet Erlemann. Insgesamt kamen in den ersten beiden Monaten bundesweit nur rund 365.000 Fahrzeuge neu auf die Straße. Die Auftragseingänge für Neuwagen im Privatkundengeschäft im Januar sind um 60% und im Februar um 58 % gesunken. "Selbst finanzstarken Händlern geht langsam die Puste aus. Die Stellflächen laufen voll, sei es mit Leasing-Rückläufern, Vorführwagen oder im Jahr 2020 bestellten Lagerfahrzeugen, aber es kann kaum Ware abfließen", beschreibt der Innungsobermeister die Probleme der Branche. Diese Fahrzeuge müssen finanziert werden, was zu enormer Kapitalbindung führt.
"Bei den Kunden spielt eine große Rolle, dass die Leute unsicher über die eigene berufliche Zukunft sind oder sich schon in Kurzarbeit befinden. Da vermeidet man eher den Kauf eines Neuwagens", schildert Erlemann den Gedankengang, den er von vielen Kunden kennt. Er verweist zum Beispiel auf den Flughafen Frankfurt, der ein wichtiger Arbeitgeber für Menschen aus der Region ist. Ein großer Teil der dortigen Beschäftigten sind in Kurzarbeit und das Betreiberunternehmen Fraport hat einen massiven Stellenabbau angekündigt.
Dazu passt, dass zumindest bei Gebrauchtwagen im mittleren Preissegment die Nachfrage in etwa auf dem Niveau der Vorjahre liegt: Wer unbedingt ein neues Auto braucht, entscheidet sich eher für einen kostengünstigen Gebrauchtwagen als für ein neues Fahrzeug.
Weniger Service und Reparaturen
Obwohl die KFZ-Werkstätten als systemrelevant für die Erhaltung der Mobilität eingestuft sind und auch im Lockdown geöffnet haben, mussten die Betriebe in der Corona-Pandemie Federn lassen. Insbesondere Kurzarbeit, Homeoffice und die Kontaktbeschränkungen führen zu einer deutlich reduzierten Werkstattauslastung. Wer jetzt gar nicht mehr, oder nur noch selten zur Arbeit fährt, schont entsprechend sein Fahrzeug und hat weniger Bedarf an Werkstattleistungen. Darüber hinaus war das verminderte Verkehrsaufkommen für wenige unfallbedingte Reparaturaufträge verantwortlich. Das schlägt sich insbesondere in der klassischen Pendlerregion Limburg-Weilburg nieder, wo normalerweise viele Einwohner weite Strecken zum Arbeitsplatz fahren.
Das kostet die KFZ-Betriebe einerseits weiteren Umsatz, macht ihnen andererseits aber auch das Einhalten der Hygienebestimmungen leichter. "Viele größere Betriebe schicken die Service-Belegschaft jeweils zur Hälfte wochenweise in Kurzarbeit", berichtet Erlemann. Das senke die Lohnkosten, mache eine vernünftige Aufteilung der weniger vorhandenen Arbeit möglich und helfe, falls ein Corona-Fall in der Belegschaft auftritt. Dann kann nämlich nur maximal die Hälfte der Mitarbeiter mit dem oder der Erkrankten Kontakt gehabt haben und muss eventuell in Quarantäne. Die kleineren Betriebe kommen bisher meist ohne Kurzarbeit aus.
Infektionsschutz wird groß geschrieben
Auch die alltäglichen Abläufe haben sich verkompliziert. An den Kundentheken in den Betrieben wurden, wie im Einzelhandel, Plexiglasschilder installiert. Verkaufsgespräche finden nur noch mit Termin und entsprechendem Hygieneschutz statt. Die Serviceannahme, bei der ein Mitarbeiter sich zusammen mit dem Besitzer detailliert das Auto anschaut, findet nur noch dann statt, wenn das unbedingt nötig ist, und natürlich ebenfalls mit strengen Hygieneregeln.
Unter dem Strich ist Innungsobermeister Heinz Erlemann zuversichtlich, dass die KFZ-Betriebe in der Region die Krise durchstehen. "Der Umsatzeinbruch tut natürlich weh, aber existenzbedrohend ist Corona nach meinem Wissensstand für keinen Betrieb im KFZ-Handwerk in der Region", sagt er.