Die Natur holt sich die Verladerampe an der Schlagmühle zwischen Lahr und Heckholzhausen zurück.
Urlaub in der Heimat liegt Trend, nicht nur als Folge von Corona. Die Region rund um Limburg und Weilburg bietet dazu viele Möglichkeiten, insbesondere für Wanderer und Radfahrer. Neben den großen Routen an Lahn und Weil entlang gibt es noch viele interessante Strecken in der Region zu entdecken. Einige von ihnen stellt der Marktplatz Limburg-Weilburg jetzt vor. In dieser Folge: der Kerkerbachtal-Radweg.
Viel Güter- und Personenverkehr hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von der Schiene auf die Straße verlagert. Überall in Deutschland wurden kleine, regionale Bahnstrecken stillgelegt. Das passierte nach knapp hundert Jahren Betrieb auch mit der Kerkerbachbahn zwischen Runkel und Mengerskirchen. Doch inzwischen dient die aufgegebene Bahntrasse in Teilen wieder der Fortbewegung, wenn auch vor allem dem vor Erholungssuchenden. Denn seit 2011 ist fast die gesamte ehemalige Bahnstrecke, mit Ausnahme des unteren Abschnitts zwischen Runkel und Dehrn, unter dem Name Kerkerbachtalweg für Radfahrer und Wanderer erschlossen.
Verlauf:
Eine Lokomotive, die selbst allerdings nie auf der Strecke unterwegs war, erinnert in Heckholzhausen an die Kerkerbachbahn.
Der Kerkerbachtal-Radweg verbindet das Lahntal mit den Höhen des Westerwalds bei Mengerskirchen. Entsprechend steht die anspruchsvolle Variante bergauf mit Startpunkt Runkel zur Auswahl oder der entgegengesetzt Verlauf, bei dem die Räder von Mengerskirchen oft einfach bergab rollen. Ambitionierte Radfahrer können natürlich auch eine Tagestour hin und zurück in Angriff nehmen.
In Mengerskirchen befindet sich der Startpunkt an der Hauptstraße nahe dem Schloss, das auch Sitz der Gemeindeverwaltung ist und in dessen Umgebung sich ausreichend Parkplätze finden. Die Tour verläuft zunächst auf der Hauptstraße ortsauswärts in Richtung Waldernbach und hält diesen Kurs auch nach dem Ortsausgang ein, dann allerdings auf einem von der Fahrbahn getrennten Radweg. Vor dem Freizeitgelände Seeweiher müssen Radfahrer noch einmal für rund 200 Meter auf die Straße, dann schwenkt die ehemalige Bahntrasse aber nach links über wenig befahrene Straßen ab. So geht es nach Rückershausen und Waldernbach. Hinter dem Gewerbegebiet folgen dann gut ausgebaute Wirtschafts- und Waldwege und eine erste längere Waldetappe.
Oberhalb von Lahr verlassen die Radfahrer den Wald wieder, umfahren den Ort aber und müssen für ein kurzes Steigungsstück noch einmal auf eine Landstraße, bevor es nach links geht. Dort wird zum ersten Mal der Kerkerbach selbst überschritten. Danach geht es am Rand von Fussingen vorbei und im großen Bogen wieder nach Süden.
Eine Ortsetappe folgt erst wieder in Hintermeilingen. Dort knickt die Route am Feuerwehrhaus nach links ab und erreicht bald wieder den Wald. An der Schlagmühle kommt von links der namengebende Kerkerbach angeflossen, dem die Radroute von nun an eng folgt - zunächst durch die Ortslage von Heckholzhausen hindurch. Weiter geht es, den Kerkerbach immer zur linken Hand unter der Bundesstraße 49 hindurch. Nach rund 2,5 Kilometern führt der Weg wieder über den Kerkerbach auf dessen anderes Seite, um dann nach rechts auf die Landesstraße in Richtung Wirbelau einzubiegen. Diese wird nach gut einem Kilometer nach rechts in Richtung der Siedlung Christianshütte verlassen. Radwanderer biegen am Eingang der Siedlung nach links ab und folgen dem Kerkerbach bis nach Eschenau. Der Ort wird nach einer Spitzkehre über die Brücke verlassen.
Direkt nach dem Ortsausgang wendet sich der Weg nach rechts wieder in den Wald. Der Kerkerbach und kurz darauf das Dorf Hofen liegen zur rechten Hand der Radler. Nun schlängelt sich die Route über ihren letzten Abschnitt bis hinunter zu ihrem Endpunkt an der Hauptstraße des Runkeler Stadtteils Steeden. Gegenüber befindet sich der heute noch vorhandene Bahnhof Kerkerbach an der Lahntalstrecke und direkt dahinter der Flusslauf der Lahn.
Der Kerkerbachtal-Radweg ist 32 Kilometer lang. Rund 400 Höhenmeter sind auf dieser Strecke zu überwinden. Die Strecke verläuft gut zur Hälfte über geschotterte Wege. Dabei sind auch einige Straßenabschnitte und, vor allem im unteren Abschnitt, rund sechs Kilometer Naturweg, die je nach Wetter etwas schwieriger werden können. Der Weg ist mit einem schwarzen Lokomotiven-Symbol beschildert.
Sehenswürdigkeiten:
Der Stollen zwischen Christianshütte und Eschenau ist eines der zahlreichen Überbleibsel des Bergbaus an der Strecke.
Auch wenn der Radweg nicht immer exakt auf der Strecke der früheren Bahnschienen verläuft, finden sich am Weg doch zahlreiche Überbleibsel des Eisenbahnbetriebs, der von 1886 bis 1975 bestand. Dazu gehören beispielsweise kleine Brücken über den Kerkerbach oder die in Heckholzhausen als Denkmal aufgestellte Lok. Die Kerkerbachbahn diente vor allem dem Abtransport von Bodenschätzen. Auch von deren Abbauanlagen finden sich Überbleibsel, etwa die Verladerampen an der Schlagmühle oder zwischen Gaudernbach und Schupbach, die Eisenerzstollen zwischen Christianshütte und Eschenau oder die Überreste von Steinbrüchen und Tongruben an verschiedenen Streckenabschnitten.
Die ganze Bandbreite der Lokalgeschichte, mit besonderem Schwerpunkt auf der Tonverarbeitung, zeigt das Heimatmuseum im Schloss Mengerskirchen. Wer vom anderen Endpunkt aus noch etwas weiter fahren möchte, kann auch die Burg Runkel und die dortige Altstadt besichtigen.
Einkehrmöglichkeiten sind trotz des naturnahen Verlaufs der Strecke reichlich vorhanden. In nahezu jedem angefahrenen Ort gibt es lokale Gaststätten. Dazu kommen die Gastronomie am Badesee und Campingplatz Seeweiher, an der Schlagmühle und an der Hofener Mühle.
Tourvarianten:
Der Kerkerbachtal-Radweg lässt sich gut mit dem Lahntal-Radweg verbinden, beispielsweise als Abstecher auf einer mehrtägigen Tour an der Lahn entlang. Mit dem Lahntal-Radweg und dem Kallenbachtal-Radweg wird die Route am Kerkerbach zu einem dann allerdings sehr ambitionierten Rundweg. Im oberen Bereich zwischen Mengerskirchen und Fussingen bestehen zudem Berührungspunkte mit dem hessischen Fernradweg R8 und der ausgeschilderten Rundtour "Rund um den Knoten".
Detaillierte Routenkarte auf der Webseite outdooractive.com:
https://out.ac/HS374